Parodontologie


Parodontitis erkennen, behandeln und vermeiden 

Parodontitis (umgangssprachlich „Parodontose“) bezeichnet eine chronische Entzündung all jener Strukturen, die Ihre Zähne im Kiefer verankern. Die Fachbezeichnung dieser Strukturen in ihrer Funktionsgemeinschaft lautet „Parodontium“, zu Deutsch „Zahnhalteapparat“. Eine etwas anschaulichere Bezeichnung wäre auch „Zahnbett“.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen auf, welche Ursachen eine chronische Zahnbettentzündung haben kann und welche Risikofaktoren Patient*innen dafür anfällig machen können. Außerdem erläutern wir welche Symptome auftreten können, welche Folgen und Risiken eine unbehandelte Parodontitis haben kann, sowie die Diagnostik, Behandlung und Maßnahmen zur Prävention.

Ursachen und Risikofaktoren

Jede Parodontitis geht aus einer Zahnfleischentzündung hervor, der Gingivitis. Häufig ist diese vorangegangene Zahnfleischentzündung nicht, oder nur teilweise ausgeheilt. Wird eine solche Zahnfleischentzündung chronisch, kann sie auf tiefere Gewebestrukturen übergreifen. Dies sind eben jene Strukturen, die den Zahnhalteapparat bilden.

Fragt man also nach den Ursachen einer Parodontitis, müssen als Antwort auch all jene Ursachen einer einfachen Zahnfleischentzündung genannt werden.

In den überwiegenden Fällen ist die Hauptursache einer Zahnfleischentzündung eine unzureichende Mundhygiene und die dadurch entstehenden Beläge (auch Plaque oder Biofilm genannt), in welchen sich Bakterien ansammeln. Diese Bakterien produzieren Toxine, Giftstoffe, auf welche das körpereigene Immunsystem mit einer Entzündungsreaktion antwortet. Bestimmte Umstände, Co-Faktoren, können jedoch bei einigen Patient*innen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Entzündungsreaktionen führen. Das meint, dass schon geringe Mengen an Belägen und daraus resultierenden Toxinen, das Immunsystem übermäßig reizen. Es kommt häufiger zu einer Zahnfleischentzündung.

Beispiele für Co-Faktoren:

  • Immundefizit (Immunschwäche)
  • hormonelle Veränderungen (z.B. Schwangerschaft)
  • bestimmte Medikamente
  • bestimmte systemische Erkrankungen
  • Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus)
  • Mangelernährung

Diese Co-Faktoren sind auch Risikofaktoren für Parodontitis, schließlich wächst mit jeder Zahnfleischentzündung schon rein mathematisch die Wahrscheinlichkeit, dass diese chronisch wird und auf den Zahnhalteapparat übergreift.

Wichtige Risikofaktoren für Parodontitis sind außerdem:

  • Rauchen
  • Zahnstein
  • schlechte Mundhygiene

Symptome

Zu Beginn ist eine Parodontitis für Patient*innen meist nicht zu bemerken und zeigt sich nur durch wenige Symptome, wie zum Beispiel vermehrte Blutung beim Benutzen von Zahnseide. Allerdings ist es möglich, dass nicht einmal dieses Symptom auftritt, etwa bei Raucher*innen. Das konsumierte Nikotin vermindert die Durchblutung im Zahnfleisch. Die erhöhte Blutungsneigung bleibt aus und die Entzündung wird „verschleiert“.

Folgen und Risiken

Trotz fehlender Beschwerden zu Beginn kann eine Parodontitis, gerade wenn sie unbehandelt bleibt, schwerwiegende Folgen für Patient*innen haben und birgt zahlreiche Risiken für den gesamten Organismus.

Zahnfleischtaschen

Bei einer beginnenden Parodontitis schwillt das Zahnfleisch um die Zähne herum an und es bilden sich sogenannte „Pseudotaschen“. Dies sind Bereiche zwischen Zahn und geschwollenem Zahnfleisch, in welchen sich Nahrungsreste verfangen können. Beläge sind hier sehr schwierig zu entfernen und Bakterien können sich gut vermehren. Diese Bakterien wandern mit fortschreitender Parodontitis immer tiefer und erreichen den Zahnhalteapparat. Die „Pseudotasche“ wird so nach „unten“ hin erweitert. Sie wird eine „tatsächliche“ Zahnfleischtasche.
Beläge in dieser Tiefe können nicht mehr durch Patient*innen erreicht werden und bieten damit eine ideale Umgebung für Bakterien.
Belastung und Schwächung des Immunsystems
Diese Bakterien und ihre Toxine bilden eine dauerhafte Belastung für das menschliche Immunsystem und setzt dessen Leistungsfähigkeit herab. Die Folge: Prognosen für andere Erkrankungen verschlechtern sich und das Risiko für bestimmte Erkrankungen (z.B. Herzerkrankungen) steigt.
Dies liegt mitunter auch daran, dass Wundflächen in den Zahnfleischtaschen Bakterien und ihren Toxinen eine Eintrittspforte in den gesamten Körper bieten. Über das Blut können sie im Organismus verteilt werden und Schäden an Organen und Geweben verursachen.

Knochenabbau

Der Zahnhalteapparat befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kieferknochen. Ist der Zahnhalteapparat nun dauerhaft entzündet, reagiert der Körper mit Selbstschutz. Bevor das Entzündungsgeschehen übergreifen kann, zieht sich der Knochen, sehr vereinfacht gesagt, zurück. Der Fachbegriff hierfür ist „Knochenabbau“.

Zahnfleischrückgang, Empfindlichkeit und Lockerung der Zähne

Dieser Verlust von Knochen hat Folgen für Zähne und Zahnfleisch. Sinkt das Knochenniveau ab, zieht es zwangsläufig das darauf befindliche Zahnfleisch mit. Die Zähne wirken länglicher und die Zahnhälse liegen frei. Äußere Reize wie Kälte oder Süße werden stärker wahrgenommen und lösen unangenehme Empfindlichkeiten aus. Gleichzeitig verlieren Zähne gerade bei straken Knochenabbau ihre Halterung und lockern sich. Gerade Frontzähne werden beweglicher und in schweren Fällen kann es zum Verlust einzelner Zähne kommen.

Diagnostik

Bei uns in der Praxis wird standardmäßig bei jeder professionellen Zahnreinigung und bei jeder Routineuntersuchung das Zahnfleisch und der Zustand des Zahnhalteapparats kontrolliert.
Mit einem zahnärztlichen Instrument, welches ein Millimeter-Skalierung aufweist, werden Zahnfleischtaschen und ihre Tiefen ermittelt. Bei dem Instrument handelt es sich um eine WHO- oder PA-Sonde. Neben der Skalierung zur genauen Messung, haben diese Sonden zudem eine abgerundete Spitze. So wird verhindert, dass bei Messungen der Zahnhalteapparat Schaden nimmt. Außerdem wird geguckt, ob das Zahnfleisch zur Blutung neigt. Kommt es trotz des abgerundeten Endes zu Blutungen, deutet dies auf ein Entzündungsgeschehen hin.
Aus den Ergebnissen dieser Messungen wird der PSI (Parodontaler Screening-Index) ermittelt. Dieser Index gibt einen ersten Überblick über den Zustand des Zahnhalteapparats, reicht für sich genommen aber noch nicht für eine definitive Diagnose. Weitere Befunde müssen erhoben werden, etwa mittels aktueller Röntgenbilder.
Der Verlust von Kieferknochen kann beispielsweise auf Übersichtsaufnahmen, auch OPG oder PSA genannt, deutlich werden. Als besonders hilfreich erweisen sich hier ältere Aufnahmen der gleichen Person, um sie als Vergleich heranziehen zu können. Daher empfiehlt sich auch die regelmäßige Anfertigung von Röntgenbildern, trotz fehlender Beschwerden.

Behandlung

Besteht ein Anfangsverdacht auf das Vorliegen einer Parodontitis, etwa durch einen auffälligen PSI. Empfiehlt sich zunächst eine professionelle Zahnreinigung (PZR).
Hartnäckige Beläge oberhalb des Zahnfleisches werden bei der PZR von allen Zahnflächen entfernt. In einem Mund frei von Zahnstein und bakteriellen Belägen hat das Zahnfleisch nun die Chance abzuheilen. Optimaler Weise heilt so zum Beispiel eine Zahnfleischentzündung, die zu einem auffälligen Befund geführt hatte, vollständig aus.
Bei einer Kontrolle etwa 8-10 Tagen nach der PZR müssten in diesem Fall keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Zeigt sich bei der Kontrolle jedoch keine Ausheilung, empfiehlt sich eine weitreichendere Befundung (s.o.) und eine Antragstellung bei der jeweiligen Krankenkasse für eine Parodontitis-Therapie.
Auch bei gesetzlichen Krankenkassen wird eine Parodontitisbehandlung vollständig übernommen.
Wie und ob noch weitere Maßnahmen notwendig sind entscheidet immer der individuelle Befund!

Termin
online buchen
Schauen
burger
straße
Colonnaden Doctolib